Die Hasseer Schule während der Weimarer Republik

Schule in Hassee war zu Beginn der Weimarer Republik insbesondere durch vergleichsweise geringe Schülerzahlen geprägt. So hatte die Knabenschule im Jahr 1925 mit 375 Schülern in neun Klassen ihren niedrigsten Stand. Neben den geburtenschwachen Weltkriegsjahrgängen, der immer geringer werdenden Durchschnittskinderzahl, dem Abflauen des großen Zuzugs nach Hassee und dem Bestehen einer selbstständigen Seminarschule in der Diesterwegstraße kam mit der Gesetzgebung der Weimarer Republik eine weitere Veränderung hinzu. So wurde mit den „Richtlinien zur Aufstellung von Lehrplänen für die Grundschule“ des Jahres 1921 die Lehrpläne von 1872 abgelöst und den Lehrkräften zum einen eine größere Freiheit und Verantwortung beigemessen, zum anderen eine grundlegende Bildung – auch im pädagogischen Bereich – abverlangt. Des Weiteren stand nun mit den „Richtlinien für die Aufstellung von Lehrplänen für die oberen Jahrgänge der Volksschule“ vom 15. Oktober 1922 die „volkstümliche Bildung“ statt des wissenschaftlichen Unterrichts im Fokus.

Schulhof in Hassee, Foto aus der 1920er Jahren

Mit der Schließung des Kieler Lehrerseminars wurde die Ausbildung der inzwischen in den Beamtenstatus eingegliederten Lehrkräfte in Pädagogische Akademien verlagert, so auch im Mai 1926 in der Diesterwegstraße. Für die damaligen Verhältnisse bestand zu dieser Zeit kein Lehrermangel. 1924 sah sich die Regierung sogar gezwungen, alle Lehrer über 60 und alle Lehrerinnen über 54 Jahre zu pensionieren, um Lehramtsanwärter einzustellen. Gegen ein geringes Unterhaltsgeld bot man manchem Junglehrer sogenannten Hospitantenstellen an, auch Hassee hatte solche „Zehnstundenlehrer“. Schon ab 1920 wurde für alle Lehrer ein gleiches Grundgehalt festgesetzt, wobei das für Lehrerinnen um 10% geringer war. Die Hyperinflation des Jahres 1923 änderte schließlich in immer kürzer werdenden Abständen die Geldbeträge. Die letzten Gehaltsüberweisungen fanden in Hassee am 30. Juli 1923 statt, danach musste das Geld persönlich abgeholt werden – nicht selten für das Lehrerkollegium gemeinsam in einem Wäschekorb. Erst eine Währungsreform schuf im Laufe des Jahres 1924 Abhilfe.

In der zweiten Hälfte der 20er-Jahre ließen die Auflösung der selbstständigen Seminarschule in der Diesterwegstraße und die rege Bautätigkeit im Schulbezirk die Schülerzahlen der beiden Hasseer Schulen wieder steigen, so waren es an der Knabenschule 1926 422 Schüler in 10 Klassen. Im Zuge dessen verwiesen sowohl Elternbeirat als auch die beiden Lehrerkollegien im November 1926 auf die anstehende Raumnot, am 25. März 1927 folgte schließlich ein Antrag auf einen Neu- bzw. Erweiterungsbau „wegen der ganz unzulänglichen räumlichen Verhältnisse in beiden Schulen“. Inzwischen hatte die neue Pädagogische Akademie in Hassee die beiden Hasseer Schulen als ungeeignet und unzumutbar für die Ausbildung der Studenten eingestuft. Auch konnten die Klassenräume im kalten Winter 1928/29 nicht ausreichend erwärmt werden, was einen großen Unterrichtsausfall mit sich zog. Ebenso gab es für „Zehnstundenlehrer“ keine Gelder mehr; Krankheitsvertretungen – bisweilen großzügig gehandhabt – konnten nur noch bei über vier Wochen Ausfall gewährt werden. Dies alles kulminierte 1929 mit der Weltwirtschaftskrise, die auch Kiel und Hassee erfasste. Die schulischen Haushaltsmittel wurden um ca. 40% gekürzt, 1931 sogar alle Mittel gesperrt. Ein neuer Hasseer Schulbau war somit nicht finanzierbar. Die durch die Krise von 1929 hervorgerufene wirtschaftliche Not und Arbeitslosigkeit hatten ebenso ihre Auswirkungen auf die Schule. So begann der Unterricht im Winter 1932/33 täglich um 8:30 Uhr, um morgens Strom für das Licht zu sparen. Da viele Schülerinnen und Schüler nicht über die Mittel für Bücher und Hefte verfügten, rief der Elternbeirat zu Spenden auf.

6. Klasse der Hasseer Mädchenschule, Foto 1926

Das Jahr 1931 brachte weitere Veränderungen für Schule in Hassee mit sich. Im Zuge der Pensionierung der beiden Rektoren Thomsen (Knabenschule) und von Hofe (Mädchenschule) übernahm am 1. April 1932 Frau Irmgard Leopold die Leitung der Mädchenschule. Mit ihrer beruflichen Tätigkeit verbunden waren die Fragen einer vertieften Mädchen- und Frauenbildung. Sie prägte damit bis 1959 für 27 Jahre die Mädchenschule Hassee.