Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 brachte die preußische Schulpolitik auch für Hassee einigen Wandel. So zeigte sich der bald nach Reichsgründung einsetzende „Kulturkampf“ u.a. im Schulaufsichtsgesetz vom 11. März 1872, demzufolge die Aufsicht über das Schulwesen allein dem Staat zukommen sollte. Die Ernennung der Lokal- und Kreisschulinspektoren stand nach dem Gesetz nun dem Staat zu und sollte die bisherige geistliche Schulaufsicht ersetzen. In der Praxis änderten sich dadurch die Verhältnisse für die Hasseer Schule indes nicht. Bis 1900 blieb die Lokalschulaufsicht im Nebenamt bei den Pastoren.
Im Zuge eines verheerenden Brandes, der das Schulhaus am 11. August 1875 innerhalb kürzester Zeit völlig zerstörte, wurde der Neubau auf das Gelände der Rendsburger Landstraße 117 verlegt. Am 7. August 1876 wurde der Grundstein des neuen Schulgebäudes gelegt. Dabei machten auch steigende Schülerzahlen den Bau eines zweiten Schulhauses notwendig. Im Jahre 1896 besuchten 414 Schüler die Hasseer Schule, welche schließlich siebenklassig und sechsstufig wurde. Mit der Erhöhung der Schülerzahl auf 492 wurde 1898 das erste Mal in einer Klasse die Trennung nach Geschlechtern eingeführt.
Der Wechsel vom 19. in das 20. Jahrhundert stand für Hassee ebenso wie für Kiel im Zeichen einer rapiden Bevölkerungszunahme. Während der Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals (heute Nord-Ostsee-Kanal) nur Arbeitskräfte auf Zeit notwendig machte, boten die entstehenden Werften und der Ausbau der Marine eine Vielzahl von dauerhaften Arbeitsplätzen. In Hassee mussten wiederum zwei neue Klassen eingerichtet werden, ein weiteres Schulhaus war nötig. 1902 waren es 713 Schüler, weitere 147 wurden ein Jahr später aufgenommen. Bei einer Schülerzahl von inzwischen über 800 wurde die Schule 13-klassig und brachte 1904 einige organisatorische Veränderungen mit sich. So wurde die Trennung nach Geschlechtern weiter durchgeführt und am 20. Mai 1904 fand die Einweihung des neuen achtklassigen Mädchen-Schulhauses statt (der heutige Altbau / „Albert-Schweitzer-Schule“). Zum Ende des Schuljahres 1906/07 betrug die Schülerzahl in 18 Klassen 931, die durchschnittliche Klassenstärke lag bei 52. Bei 19 Klassen und 963 Schülern wurde 1907 schließlich die Teilung der Hasseer Schule in eine Knaben- bzw. Mädchenschule durchgeführt.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges musste die Unterrichtszeit verkürzt werden. Ein Großteil der Lehrer verpflichtete sich zum Kriegsdienst, 1917 waren von den 13 Lehrern neun Soldaten. Ansonsten verweist die Chronik auf Einschränkungen, Sammelaktionen (Obststeine, Kastanien, Eicheln, usw.) und schulfreie Tage im Zuge von Siegesmeldungen. Im Januar 1916 begann die Morgenspeisung bedürftiger Schülerinnen und Schüler: eineinhalb Brötchen und ein Viertelliter Milch. Im weiteren Kriegsverlauf mussten einige Schüler in die Landpflege geschickt werden, einzelne blieben dauerhaft bei ihren Pflegeeltern. Über die Ereignisse im November 1918 wird in der Chronik indes wenig berichtet. Es heißt lediglich, dass „am 3.11. […] die Unruhen in Kiel […]“ ihren Anfang nahmen.